Dienstag, 25. September 2012

Überwachung: Neue Kameras können Personen an ihrer Gangart erkennen

Redaktion

Am britischen National Physical Laboratory (NPL) in Teddington wurde ein neues biometrisches »Gangerkennungs«-System entwickelt, das Personen an ihrem speziellen Gang wiedererkennen und dementsprechend ihren jeweiligen Aufenthaltsort feststellen kann, wenn dieser videoüberwacht wird. Gegen dieses System und seine potenzielle Anwendung im Bereich der Überwachung wurden von vielen Seiten massive Datenschutzbedenken erhoben.


Die Zeitschrift New Scientist berichtete, das NPL, das mit dem Zentrum für fortgeschrittene Software-Technologien (CAST), der BBC und dem Rüstungs- und Informationssicherheitskonzern BAE Systems zusammenarbeitete, habe ein neues System entwickelt, mit dessen Hilfe es möglich sei, die besondere, individuelle Gangart eines Menschen zu erfassen. Dieses Ortungssystem
kombiniert ein computergestütztes Modell des NPL-Gebäudekomplexes mit den Daten der Überwachungskameras, die sich auf dem gesamten Gelände und im Inneren der Gebäude befinden.

In jedem Einzelbild löst das System zunächst die Silhouette einer Person aus dem Hintergrund. Dann werden die Veränderungen der Kopfhöhe erfasst. Dieses Bewegungsmuster lässt sich dann durch eine Zahlengruppe darstellen, die mit der Identität der betreffenden Person verknüpft wird. Ein Computer kann dann eine Auflistung aller anderen Örtlichkeiten (mit einer Videoüberwachung), an der sich die betreffende Person aufgehalten hat, erstellen, die auch erfasst, wie oft sie dort gewesen ist.



Iris- und Gesichtserkennungssysteme gelten als zu ungenau, wenn es darum geht, eine Person aus großer Entfernung zu erkennen. Diese Methoden erfordern ein »Beobachtungssubjekt«, das sich kooperativ verhält (weil man eben stillhalten muss) und hochwertige bildgebende Verfahren. Die herkömmlichen Videosysteme benutzen eine zu geringe Auflösung, um markante charakteristische Eigenschaften erfassen zu können. Die Entwicklung von Gangerkennungssystemen könnte so die Überwachungsmöglichkeiten qualitativ auf eine neue Stufe heben. »Diese Technologie stellt in datenschutzrechtlicher Hinsicht und in Bezug auf den Schutz der Privatsphäre eine enorme Gefahr dar. In den kommenden Jahren ist damit zu rechnen, dass sie sowohl für Marketingzwecke als auch im Bereich öffentlicher Sicherheit eingesetzt werden wird. Die [erfassten] persönlichen Daten gehen weit darüber hinaus, seinen Namen und seine Adresse zu hinterlassen, wie es jetzt üblich ist, und die Gesetze müssen dringend überarbeitet werden, um diesem Aspekt Genüge zu tun«, erklärte Nick Pickles, Direktor der britischen Bürgerrechtsorganisation Big Brother Watch gegenüber Russia Today.

Martin Hofmann und seine Arbeitsgruppe an der Technischen Universität München arbeiteten gleichzeitig an ähnlichen Forschungen. Sie entwickelten ein sogar noch weitergehendes System, das in der Lage ist, einem Bild einer Person Informationen wie den Schatten der Kleidung zu entnehmen, was es ermöglicht, eine deutlich detailliertere »Signatur« zu erstellen.

Zusätzlich haben Professor Daigo Muramatsu und seine Kollegen von der Universität Osaka erforscht, wie man Personen unter Einbeziehung unterschiedlicher Kamerawinkel erkennen kann. Seiner Ansicht nach könnte diese Forschung auch »kommerzielle« Anwendung finden.

Demgegenüber stellt Nick Pickles fest: »Anstatt immer neue Möglichkeiten zu erfinden, unbescholtene Menschen identifizieren zu können, sollten wir uns lieber einmal die Frage stellen, warum die Massenüberwachung nicht dazu beigetragen hat, das Leben der Menschen sicherer zu machen.«

Bereits zu einem früheren Zeitpunkt dieses Monats wurde über den Aufbau eines neuartigen landesweiten Gesichtserkennungssystems durch die amerikanische Bundespolizei FBI berichtet, das in der Lage ist, überall in Amerika Gesichter zu erkennen. Dieses neue System, das eine Milliarde Dollar verschlingen soll, wird als Aktualisierung des derzeitigen Integrierten und automatisierten Fingerabdruck-ErkennungsystemsIntegrated Automated Fingerprint Identification System«, IAFIS) bezeichnet und erweitert die Überwachungsmöglichkeiten von unbescholtenen Menschen, wie auch von Personen, die vorbestraft sind oder die man einer Straftat beschuldigt, erheblich.

        Quelle:
www.kopp-verlag.de

1 Kommentar:

sarah hat gesagt…

Ich finde es sowohl faszinierend als auch erschreckend, welche verschiedenen Techniken es heutzutage gib.t Ich denke, dass man als Bürger heute sehr gläsern ist.